Im Sommer war Lisa Rädlein, Fotografin der Fachzeitschrift CAVALLO – Magazin für aktives Reiten – bei uns, um Fotos für die Titelstory des November-Hefts zu machen. Abgesehen davon, dass uns allen dieses zweitägige Fotoshooting einen riesen großen Spaß gemacht hat, hat Lisa die wesentlichen Details mit ihrer Kamera auf den Punkt genau eingefangen. Genauso treffend hat Pepe Peschel die Titelstory getextet. In diesem Artikel möchte ich die Geschichte hinter dieser Titelgeschichte, den Artikel selbst und die darin enthaltenen Übungen mit Euch teilen:
Mein Fiete war schon immer „mein Ein und Alles“. Doch früher war er eine echte Herausforderung für mich. Unsere Beziehung war zwar – dank indianischem Pferdetraining á la Gawani Pony Boy, TTouch, Monty Roberts & Co. – von Anfang an am Boden exzellent, nach meinem ersten Unfall mit ihm, hat er mir im Sattel aber doch öfter den Schneid abgekauft. Vorher hatte ich noch nie auf einem Pferd Angst, hab mich auf jedes extreme Problempferd gesetzt, egal, was die Leute darüber erzählt haben. Aber nach dem Unfall war alles anders…
Das hat dann dazu geführt, dass ich mit Fiete so ein bisschen „Tu Du mir nichts, tu ich Dir nichts“-mäßig unterwegs war. Und es kam natürlich, wie es kommen musste, wenn ein junges Pferd keine Führung erfährt: Er machte zwar ganz gut mit, wurde aber an bestimmten Punkten, die ihm nicht passten, mit der Zeit immer frecher – wohlgemerkt nur unter dem Sattel – weil ich da oben eben Angst hatte (er ist ja auch recht groß und viel Pferd für mich, das kann schon beeindrucken). Ich konnte ihm dann einfach nicht mehr vertrauen und er mir selbstredend auch nicht. Denn im Sattel war ich eben nicht in der Lage, ihm die Sicherheit eines souveränen Herdenanführers zu vermitteln, wie er es gebraucht hätte… Wir waren zwar turniermäßig trotzdem ganz gut unterwegs, doch gab es immer wieder Momente, wo er biestig wurde. Das lief dann auf einen zweiten Unfall mit neuem Krankenhausaufenthalt und 3-monatiger Reitpause für mich hinaus…
Danach hieß es „Reset!“ und die Beziehungsarbeit noch einmal neu beginnen, die Angst in den Griff bekommen und mir Strategien und Techniken aneignen, auch im Sattel effektiv zu sein. Aber das ohne das Pferd einzuschüchtern oder nur zu dominieren, sondern mit liebevoller Konsequenz. Zu diesem Ziel geführt haben mich dann intensives Mentaltraining, viel Boden- und Handarbeit in Kombination mit dem Reiten und eine intensive Beschäftigung meinerseits mit verschiedensten Reitlehren. Damit konnte ich Fiete dann auch im Sattel für mich gewinnen. Ein wesentlicher Baustein sollte dann noch folgen: Ich lernte den internationalen Dressurausbilder und -richter Eicke von Veltheim kennen, der mein Mentor wurde und mir in einer sehr intensiven Zeit über mehrere Jahre hinweg „reittechnisch” das Wissen vermittelte, das trotz Reitunterricht, Aus- und Fortbildungen bei verschiedensten Lehrern – und auch trotzdem wir jetzt schon wieder auf Turnieren unterwegs waren und M gewonnen hatten – noch fehlte. Er hat mir wirklich die Augen geöffnet für die Feinheiten, die bisher keiner vermittelt hatte… Fiete war zwar dank viel Spielen und Horsemanship am Boden schon immer total auf mich fixiert, heute ist er es auch im Sattel – dank Mentaltraining und der richtigen Hilfen im richtigen Moment, um auch im Sattel eine wahre Führungspersönlichkeit für den Partner Pferd sein zu können.
In der Titelgeschichte der CAVALLO geht es darum, wie Du von vornherein das Thema Vertrauen auch in das Training im Sattel mitnimmt.
Die Titelgeschichte in der CAVALLO 11/2014 kannst Du hier mitnehmen.
Du findest u.a. diese beiden Übungen darin, die Dir helfen werden, eine inniges Band zu Deinem Pferd zu knüpfen, indem Du
Diese Übung funktioniert im Sattel und auch am Boden.
So gehts am Boden:
Führe Dein Pferd (mit oder ohne Strick, in jedem Fall – auch im Sattel – ohne den Strick oder den Zügel zu spannen, sprich: ohne direkten Kontakt) und lass Dein Pferd bestimmen, wo es hingehen möchte, was es tun möchte und in welchem Tempo. Mach einfach mit, was Dein Pferd macht, folge ihm wie ein Schatten (wenn Du das später in Freiarbeit probierst, dann bitte in einem geschützten Rahmen: Halle, Roundpen, Wiese…).
Schrittlänge, Richtung, Atmung, Blickrichtung – richte Dich wirklich in allem nach Deinem Pferd, folge ihm, lass Dich führen! Damit vermittelst Du ihm „Ich vertraue Dir, Du bestimmst!“ Außerdem signalisierst Du ihm: „Ich bin wie Du!“ Das schafft die richtige Vertrauensbasis, stellt Rapport her.
Probiere dann zwischendurch aus, was passiert, wenn Du selbst beginnst, auf einmal etwas anderes zu tun, z. B. statt mitzugehen, abzuwenden. Folgt Dein Pferd Dir?
Wenn ja, ist Euer Rapport gut, das mentale Band des Vertrauens ist stark. Folgt es Dir nicht, ist der Rapport noch nicht stark genug. Dann folgst Du ihm wieder, passt Dich an und machst es beim nächsten Mal, wenn Du die Führung übernehmen möchtest, erst aufmerksam, lockst es, Dir zu folgen. Hilft das auch nicht, geh dennoch in Dir Richtung, die Du Dir vorgenommen hast, und schau Dir z. B. den Stein auf dem Boden, der 1 m entfernt liegt, ganz genau an. Dein Pferd muss denken. “Was hat sie da bloß gesehen, was so interessant ist?” Spätestens das weckt das Interesse des Pferdes und veranlasst es, freiwillig zu folgen. Vielleicht liegt unter dem Stein ein Möhrchen, sodass sich das freiwillige Folgen dann auch noch gelohnt hat 😉.
Dieses Spiel zwischen Führen und Folgen lässt sich auch im Sattel spielen:
Nimm nur die Schnalle in die Hand und lass Dein Pferd die Gegend erkunden, wie es mag. Durch das Anpassen in Mitgehen, Atemfrequenz und Blickrichtung vermittelst Du Deinem Pferd, Dass Du Dich anpasst und ihm die Führung überlässt (in einem geschützten Rahmen, in dem Pferd und
Reiter keine Gefahr droht wie es z. B. in der Nähe einer stark befahrenen Straße sein könnte…).
Auch ein Kraulen am Widerrist signalisiert Deinem Pferd, dass alles in Ordnung ist. Dann übernimmst Du zwischendurch einmal selbst die Führung und wechselst Körperausrichtung sowie Blickrichtung. Was passiert? Lässt Dein Pferd sich darauf ein oder geht es stur seinen Weg weiter?
Im ersteren Fall gilt: Euer Rapport ist gut, die mentale Verknüpfung steht. Im zweiten Fall gibt es einiges zu tun. Du bist gefragt, das Vertrauen Deines Pferdes zu gewinnen, damit es Dir ebenso folgt wie am Boden, wenn Du die Führung übernimmst.
Das lässt sich wie oben beschrieben am Sinnvollsten am Boden vorbereiten und dann mit immer neuen Aufgaben und viel Lob konditionieren, sodass es für Dein Pferd selbstverständlich wird, Dir zu folgen. So wird es auch im Sattel leichter. Wenn die Grundidee am Boden verstanden ist, hilft es, tief im Sattel Platz zu nehmen und sich sozusagen mit den eigenen Gesäßhöckern in den Sattel einzuklinken wie in eine Steckdose (die Gesäßhöcker sind der Stecker, der Sattel die passende Dose). Nun sollte das Becken ausreichen, um Tempo, sprich: Schrittlänge, und Richtung zu bestimmen: Das Becken „schiebt“ impulsartig groß / klein vor —> Dein Pferd antwortet mit großen / kleinen Schritten. Das Becken dreht sich mitsamt der Steckdose daran nach links / rechts —> Dein Pferd antwortet mit einem Abwenden nach links / rechts. Reicht das Becken allein nicht, dürfen die einrahmenden Beine impulsartig unterstützen oder auch der Zügel kurz zupfen, um Deinem Pferd zu
signalisieren, dass es bitte Deinem Ziel jetzt folgen soll. Tut es das, darf es in der nächsten Sequenz wieder selbst bestimmen, wo es lang geht.
Das ist ein schönes Spiel, das beiden Spaß macht und Vertrauen ineinander sowie die Achtsamkeit auf feine, fast unsichtbare Hilfen fördert.
In dieser Übung geht es darum, die vorangegangene Übung zu verfeinern und ganze Lektionen zusammen zu erspielen – nur mit der Schnalle in der Hand. Zunächst setzen wir uns ein Ziel, dann rahmen wir unser Pferd mit unseren entsprechenden Sitz- und Schenkelhilfen ein. Stimme und Zügel
dürfen nach Bedarf kurzzeitig unterstützen, um Verständnis zu erzeugen. Am meisten Sinn macht es, sich zunächst dem Pferd bekannte Lektionen vorzunehmen. Es geht nicht um Perfektion, sondern um das Mitdenken des Pferdes, um Spaß miteinander. Fehler sind bewusst erlaubt, ja sogar erwünscht. Denn daraus kann es lernen – bzw. wir mit unserem Pferd. Es geht darum, dass es stolz
auf sich selbst sein kann, weil es die gestellte Aufgabe quasi von selbst gelöst hat.
Dafür nimmst Du Deine Hilfen soweit wie möglich zurück und unterstützt Dein Pferd nur:
Das Verhalten des Reiters kann man sich gut vorstellen wie beim Topfschlagen-Spiel, das wir sicher noch alle aus der Kindheit kennen. Hier rufen die Umstehenden dem „blinden“ Suchenden „Kalt!“ zu, wenn er sich vom Ziel entfernt. Nähert er sich hingegen hört man „Warm! Wärmer! Heiß!“ – bis der Suchende das Ziel gefunden hat.
Analog gilt: Als Reiter können wir unserem Pferd nur Hilfestellungen geben, die richtige Antwort auf unsere Bitte zu finden. Den Weg gehen muss es selbst. Wichtig ist, dass wir ihm den Vertrauensvorschuss schenken, damit es diesen Weg auch gehen kann. Ohne das hat es kaum eine Chance, die Lösung selbst intellektuell zu verstehen, dann ist sie nur „mechanisiert“. Wenn das Pferd jedoch von selbst die richtige Antwort „austüftelt“, regt das sein Selbstvertrauen an – und hier schließt sich der Kreis: ein Pferd, das sich selbst vertraut, hat es auch leichter, seinem Menschen zu vertrauen. Das gilt für unsere Pferde genau wie für uns!
Die Aufgaben, die wir unserem Pferd in dieser Übung stellen können die folgenden sein – und darauf kommt es dabei an:
Noch einmal zur Erinnerung: All das wird mit möglichst geringem Einsatz der Reiterhilfen und mit keinem bis kaum Zügeleinsatz geritten, allenfalls ein zupfendes Locken ist erlaubt, um das Pferd auf die richtige Fährte zu locken. Ein „Hindrücken“, „Durchdrücken“ oder „Drängen“ kommt nicht vor. Es muss selbst die Chance haben, die Aufgabe zu lösen und dafür belohnt zu werden.
Übrigens: auch optische Hilfsmittel wie Pylonen, Begrenzungen, Stangen, Fahnen etc. helfen, dem Pferd – und auch uns – die Aufgabe bildhaft „greifbar“ zu machen.
Wichtig und deshalb sei es hier wiederholt: Es geht nicht um Präzision, sondern um Verständnis. Wenn das Pferd einmal etwas anderes anbietet, lässt sich daraus vielleicht auch ein Weg neben der Lektion erspielen, um anschließend die Lektion über diesen Umweg zu erreichen. Z. B. schiebt das Pferd vielleicht statt Schulterherein die Hinterhand nach innen ins Travers. Normalerweise würde man schlussfolgern, dass es ausweicht. Doch warum nicht den Weg des Pferdes annehmen und erst das Travers und daraus dann das Schulterherein entwickeln? Wenn der Reiter das Travers – oder seine Vorstufe – annimmt, sich selbst entsprechend hinsetzt und sein Pferd lobt, braucht er anschließend nur noch im Travers gedanklich eine Volte einzuleiten, sodass er sich aus dem Becken heraus nach innen dreht und sein Pferd dabei mit dreht. Und schon wird aus dem Travers ein Schulterherein – und wenn es erst einmal nur ein Schritt ist…
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